Gerhard Kofler: Poesie di mare e terra / Poesie von Meer und Erde

Italienisch – Deutsch

Wieser Verlag
Klagenfurt/Celovec 2000

Die Eigenschaft Genauigkeit, eine selten gewordene Spezies, ist eines jener Kriterien, welche man in die Lesart und Auseinandersetzung mit Gerhard Koflers Gedichten einzubeziehen angehalten ist.

POESIE DI MARE E TERRA / POESIE VON MEER UND ERDE, erschienen in der Reihe „Europa Erlesen / Literaturschauplatz“, ist eine in mehrere Kapitel unterteilte, ebenso genau konzipierte, wie – im quantitativen Sinne – ausladende Sammlung von Lyrik, zu deren Bausteinen das lebendige Wort oder die authentische Wahl der Wort- und Bildhöfe zählen. Hinzu kommt das geradezu Kostbare dieser Lyrik: Kofler schreibt in den beiden Sprachen Italienisch und Deutsch und holt damit zwei Kulturen, zwei Tönungen, zwei Sprachmelodien, die einander zum Spiegel werden, in seine Poesie herein.

Der Dichter unternimmt seine poetischen Flüge mit einer ungeahnten Leichtigkeit; erwähnt sei beispielgebend die „Trilogie des Horizonts“/“Trilogia dell’Orizzonte“, in der sich ein unabnützbarer, weil ganzheitlicher, überzeitlicher Gestus dem konkreten Bewußtsein unausgesetzter Sterblichkeit stellt, bzw. dieses zu überwinden sucht, wenngleich genau jene Sterblichkeit Geschichte und Kern dieser Lyrik ist.

Bereits begangene Themenfelder werden in diesem Band fortgeführt und weiter-gegangen.

Eine theoretischere, sachlichere Auseinandersetzung gewährleisten etwa das Pometto/Poem „arcadia“/“arkadien“ oder das Poemetto/Poem „Atlantide“/“Atlantis“, welche durch einen achtsam zusammengestellten Kommentar des Dichters selbst, ergänzt werden; Kofler intendiert, der heutigen Usance ästhetischer Beliebigkeit qleichsam eine Stimme der Genauigkeit entgegenzuhalten.

Dieser umfangreiche, äußerst ansprechend gestaltete Band bietet nicht nur eine poetische Zusammenschau, sondern erfährt durch die bereits erwähnten theoretischen Anmerkungen eine wünschenswerte Radiuserweiterung.

Eine unabdingbare Lektüre für alle, die sich fundierter mit Poesie und Werktheorie dieses Dichters auseinandersetzen möchten.

Petra Ganglbauer

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