Norbert Trawöger, Christian Steinbacher, Brigitte Mahlknecht: Luftikusse

Edition Krill
Wien 2015

Spannendes kann entstehen, wenn unterschiedliche Medien sich treffen, überkreuzen, aneinander abreiben. So geschieht es auch in dem neuen, vielschichtig angelegten Band „Luftikusse“ von Norbert Trawöger, Christian Steinbacher und Brigitte Mahlknecht.

Am Anfang steht in gewissem Sinne die Frage: Ein Interview Trawögers mit Virgil Guggenberger eröffnet den großen, schwarzen Band. Wie die meisten Bücher, die die Edition Krill publiziert, hält man auch diese Arbeit gern in der Hand. Es ist ein Buch zum Vor- und Zurückblättern, das dazu anregt, vernetzt zu denken. Auch die lautliche Ebene darf nicht vergessen werden: So liegt am Ende des Buches eine CD bei. Gräulich gekennzeichnete Zitate stehen am linken Rand der Seite, während Steinbachers wie immer sprachkritische, reflektierende Lyrik am rechten Rand abgedruckt ist. Diese beiden Ebenen nähren und ergänzen einander frei assoziativ und werden durch graphische, skizzenartige Bilder auf der linken Seite eher bereichert als kommentiert. Die Zitate entstammen dem geistigen Schatz besonderer Schreibender wie Anja Utler oder Bodo Hell.

„Luft hängt an der Erde“, heißt es in einem der Texte. Und um das Aneinanderhängen unterschiedlicher Materialien geht es auch hier, wobei das Wort „Hängen“ diese Beziehung auch trifft, denn stets bleiben die unterschiedlichen Medien und Formen frei und beweglich, lassen Raum, lassen sich direkt oder auch nur indirekt aufeinander beziehen, ohne einander zu illustrieren. Es bleibt eine Suchbewegung, ein sich und einander hinterfragen. So endet „Luftikusse“ wohl auch bewusst mit einer Frage: „Kennen wir uns?“

Sophie Reyer

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