edition lex liszt 12
Oberwart 2014
Ein Floh macht froh
Eigentlich heißt er ja Bernd. Aber die Oma nennt ihn einfach immer Floh. Weil er soviel herum hüpft, sagt sie. Ich bin also ein Menschenfloh, sagt sich der kleine Bernd. Oder? Denn so wie es Hundeflöhe und Katzenflöhe gibt, gibt es auch Menschenflöhe. Er ist der Beweis. Nein?
In seinem Kinderbuch „Florian Floh“ lotet Manfred Chobot Sprachspielerisches und Erzählerisches in gleichem Maße aus. Dass der Autor ein grosses lyrisches Talent besitzt, stellt er durch etliche Wortspiele unter Beweis. Der Floh im Zoo heißt Florian, er macht seine Freunde froh, darf in einer Wohnzündholzschachtel hausen, und dem Trompeter im Zirkus hopst er auch gleich ins Blasrohr. Schonungslos. Also: der O- Laut bestimmt eine Ebene dieser Erzählung, die sich an ein junges Publikum richtet. Kein Wunder, lautet der klangvolle Nachname des Autors schließlich auch „Chobot.“
Doch es sind nicht allein die Wohlklänge einer kompositorischen Herangehensweise, die die Struktur dieses Kinderbuches bestimmen. Auch auf der formalen Ebene der Erzählung tut sich so Einiges. Man könnte schreiben, eine Heldenreise schlechthin: Bernd zieht es zu Beginn der Geschichte in den Zoo. Dort begibt er sich mit seinen Freunden Gabi, Andreas und Günther auf Flohsuche. Schon bald begegnet er dem kleinen Florian. Auch, wenn die Oma nicht glücklich ist, wird Florian Floh mit heim genommen und darf von nun an an Bernds Leben teilhaben. Im Zirkus schlägt Florian Floh Flick-Flacks, leben tut er in einer Wohnzündholzschachtel, die als recht gemütlich beschrieben wird, er bekommt eine eigene Geburtstagstorte, schließt Freundschaft mit Wassilij Wasserfloh – auf die phonetische Struktur dieses Namens sei nur am Rande hingewiesen – und darf sogar ans Meer mitreisen. Auch die Schule macht Florian Floh unsicher. Bleibt also nur noch eine Frage offen: Wieso ein Floh?
Ein Buch über Träume, Freundschaften, Geheimnisse und Abenteuer und über das, was nur Kinder sehen können. Gewürzt sind die Geschichten rund um Florian Floh mit Schwarz-weißen Illustrationen des Künstlers Ernst Zdrahal.
Jedem Leser, der offen ist für phantastische und wundersame Reisen, kann „Florian Floh“ nur ans Herz gelegt werden. Denn eines weiß nicht nur Bernds Papa bestimmt: „Begegnet mir ein Floh, dann bin ich froh.“
Sophie Reyer