Gerhard Ruiss: Kanzlergedichte 2000-2005

Edition Aramo
Wien 2006

Man (Frau) könnte verzweifeln angesichts der Sprachverrohung in Politik und Gesellschaft. Man (Frau) möchte fliehen vor dem Schmierentheater. Man (Frau) könnte schreien vor Wut.
Der vorliegende jüngste Band von Gerhard Ruiss hilft einem dabei, dies alles nicht tun zu müssen. (Auch, wenn es schwer fällt.) Er lädt ein, mit zumindest einem lachendem lesendem Auge in die banale, zuweilen absurde, vertrackte oder gar dümmliche Alltagsrealität der vorwiegend innerösterreichischen Verhältnisse einzutauchen.
Das andere, weinende Auge wird auch noch lachen. Spätestens dann, wenn man (Frau) das Buch zu Ende gelesen hat: Dieser Band ist geistreich und witzig, sprachspielerisch (permutativ, onomatopoetisch…) und tröstlich.
Der Autor wählt den vielleicht einzigen Ausweg aus diesem scheinbar unausweichlichem gesellschaftlichem Dilemma. Er setzt bei der Sprache und deren Instrumentalisierung an. Hinlänglich bekannte Sager tauchen da ebenso auf wie ritualisierte verbale Machtallüren.

Gut, dass es dieses Buch gibt. (Man müsste sonst verrückt werden.)
Interessant auch die Stimmführung des Autors, wenn er daraus liest.

Ich habe ihn gehört und verstanden.

Petra Ganglbauer

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