Tagebuchroman-Fragment und Frühe Prosa (1984-1989)
Ritter Verlag
Klagenfurt-Wien 2000
Nein, Eskapismus ist diese Sprach-(und Gedanken)flut nicht, sie stellt sich geradezu der gesellschaftspolitischen Realiät, einer verschärften innerseelischen Befindlichkeit, somit auch sich selbst und ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten.
Und stellt sich entgegen!
Der allzu früh verstorbene Autor Mario Rotter (1959-1995), dessen vorliegender Erster Band Teil einer Werkausgabe aus dem Nachlaß ist, war einer, der sich den radikalen Signalen zum inneren wie äußeren Aufbruch verschrieb; einer, für den diese Signale Laut-gewordene (Innen-)Stimmen einer unausgesetzten Idiosynkrasie sein mußten, der sich Rotter ebenso wild wie durchdacht, so zerbrechlich wie euphorisch in seinen Texten stellte.
Sorgsam zusammengestellt, weil trotz intensivster Überflutung durch die Wirklichkeit der Sprache, die Sprache der Wirklichkeit, in überschaubare Kapitel zerlegt, ist dieses Buch, in dem die Sprachführungen, der jeweilige Gestus sich schön voneinander absetzen und Einblick in die Vielheit, die Komplexität dieser nicht finalen Arbeit geben: Darin findet sich etwa ein „Tagebuchroman-Fragment 1986“, sehr fragile poetische Texte (1984-1989) oder auch Sprachphilosophisches, poetologische Notizen undsofort.
Rotter legte vorausweisende Spuren, die die/den Leser/in tief hinein, hinunter ziehen, („Aus der Fischwelt“), aber wohin nur auch, wenn die Spur unausweichlich irgendwo, einem Faden gleich endet, hängenbleibt, in der Luft zu stehen kommt; zitternd oder aber auch stringent: wie diese Sprache selbst, sich hinabstürzt.
Erwähnt seien auch die editorischen Hilfestellungen!
Ein insgesamt äußerst empfehlenswertes Buch für alle jene, die Interesse an sprachphilosophischen wie poetischen, politischen wie privaten Anrissen, Aufwürfen, Zerwürfnissen hegen!
Petra Ganglbauer
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