Sophie Reyer: binnen (miniaturen)

Leykam Verlag
Graz 2010

Schreiben bedeutet stets auch Selbstverortung.
Sophie Reyer setzt die Geschichte schreibender Frauen fort, auch, indem sie den vorliegenden Band, genauer die darin enthaltenen Kapitel, Zyklen, „Reise (außen)“, „Trip (innen)“ und „Netz (spinnen)“ drei zeitgenössischen österreichischen Autorinnen widmet.
Sie spricht mittels fragiler lyrischer Partituren das „Gewicht der Welt“ in all seinen Erscheinungsformen (Gesellschaftskritik, Alltag, Geschichte, Innerseelisches, Körperhaftigkeit, Schreiben, Reisen) an, um sich nachdrücklich (eine Nachdrücklichkeit, die aus einer Zartheit im Umgang mit den Dingen heraus entsteht) zu positionieren.

„ :
ich trinke filterkaffee im
nirgendwo und freude
über die
milchhäute/“

Diese lyrischen Schwebedinge machen Lauf und Lebenszyklen wahrnehmbar – die Setzungen sind offen und transparent. In den weißen Umraum der Texte spricht es, spricht Welt. Im weißen Umraum, zwischen den Worten, sehen wir, werden wir angehalten, lesend zu sehen.

So kurz, schmal und durchlässig viele der Texte sind, so sehr verbreitern sie sich, wenn Stimmerhebung alleine nicht mehr genügt, wenn die poetisierte Haltung mehr Platz einnehmen, lauter werden muß:

„ :
schwarz/ blaue schlagspuren/ schleifspuren im gesicht“, liest es sich etwa horizontal über eine der Seiten.

Ein Lyrikband auf der Höhe der Zeit, der sich mit dem auseinandersetzt, was Leben beinhaltet und hiefür gezielt poetische Strukturen schafft.

Petra Ganglbauer

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