Beschleunigte Gedanken über den Stillstand
Resistenz Verlag
Linz-Wien 2012
Der Autor ist ein ebensolcher Spießer, wie die Figur in seinem Buch: Diese Behauptung maße ich mir an, nachdem er mich auch in einem zweiten Schreiben wiederum als Sehr geehrter Herr Ganglbauer angesprochen hat, trotz meiner legeren Antwort, wie eben Autoren und Verleger hierzulande kommunizieren.
Dennoch ist dieser kurze Text eine Reihe sehr sympathischer Gedanken, wie sie einem am Weg zur Arbeit im Stau steckenden Spießer durch den Kopf gehen, oder gehen könnten, wäre er kein Spießer. Unser Mann ist ein von (Handels-)Marken umgebener Unternehmensberater, der über sein Leben, seine Mitarbeiter und Marktbegleiter (das zeitgemäße Wort für Konkurrenten) sinniert, das Alfa Logo am Holzlenkrad betrachtet und auf die teure Breitling Uhr starrt, die ihm jedoch, Stoßstange an Stoßstange, auch keinen Zeitvorteil bringt.
Solche Agenturmenschen gibt es in Wien zu Hauf, aber sie schreiben selten – am Weg zum Burnout – dass sie sich mit hoher Geschwindigkeit darauf zu bewegen. Und genau das bringt Bergsmann selbstironisch zu Papier. Dafür sei das schmale Bändchen jenen Menschen ins Handschuhfach ihres Benz gelegt und zur Lektüre im Stau empfohlen.
Andere drucken Bücher, ich verlege AutorInnen, behauptet sein Verleger Dietmar Ehrenreich. Wenn er Recht hat, wird es von Stefan Bergsmann noch weitere Texte zu lesen geben, so er beruflich die Notbremse zur Verlangsamung ziehen wird. Lieber Stefan, darauf freue ich mich.
Ein kleiner Nachtrag:
Ich habe mich mit dem Autor daraufhin noch ein wenig unterhalten und ihm versichert, dass „Spießer“ nicht persönlich gemeint war und ich das Buch wirklich sehr mag. Und siehe da, er scheint gar nicht so ein Spießer zu sein wie seine Figur. Er nimmt tatsächlich Öffis ins Büro, fährt keinen Alfa, ja besitzt nicht einmal eine Breitling. Andererseits könnte unser nachdenklich philosophierender Held wohl auch ein x-beliebiger Angestellter sein, behauptet er. Also nix gegen Unternehmensberater.
Gerald Ganglbauer