edition keiper
Graz 2015
Merkwürdig und eigenwillig entrückt zeigt sich der Protagonist „Einer“ in diesem skizzenhaften, aufgebrochenen Roman, dessen Form der Innenwelt des Mannes kongenial entspricht.
„Einer“ will, dass nichts zu Ende geht, er lebt abgesetzt von seiner Vergangenheit, die gewissermaßen gelöscht ist und nur punktuell im Kopfkino „Einers“ aufblitzt, etwa als der vermeint, seiner noch blutjungen Mutter zu begegnen. Er setzt sich mit philosophischen Fragen auseinander, hat „Merkprobleme“, unzählige Projekte, verschickt leere Kuverts, „wenn er Mitteilungen zu machen hat“ oder schaut Filmfiguren ihre Verhaltensweisen ab.
Seine mehr oder weniger einzige Bezugsperson ist Gisela, deren kryptisches Vorleben er beinahe bis zum Ende des Romans nicht kennt.
Friedrich Hahn ist es gelungen, mit dieser Figur ein mehrschichtiges Psychogramm anzulegen, welches hinter der Figur des „Einer“ noch Facetten eröffnet, die weit ins Gesellschaftspolitische und Soziale hineinreichen. Er hält die Eigenart des Protagonisten, welche sich auch in seiner Sprachreflexion äußert, profiliert durch – dieser erfährt auch gewisse Wandlungen. Gegen Ende des Romans ergibt sich schließlich eine unerwartete Dynamik, die „Einer“ jedoch wieder ganz „zurückwirft“ auf das Potentielle, Unfertige, Fragliche.
Hahn unternimmt am Ende des Buches noch einen Kunstgriff: Die Druckerschwärze verblasst, der Raum zwischen den Zeilen wird größer. Eine schöne Zusammenschau aus Inhalt und Form!
Ein komplexes, empfehlenswertes Buch!
Petra Ganglbauer