Ilse Kilic: Vom Umgang mit den Personen

Eine Schöpfungsgeschichte

Ritter Verlag
Klagenfurt-Wien 2005

Eine Raffinesse zeichnet den jüngsten Band Ilse Kilics aus.
Eine Präzision und allem voran subtilster Humor.
Die Autorin sucht die Sprache selbst auf und zeitgleich Orte ihres Wirkens. Sie zeichnet den Inhalt jener Schreibanleitungsbücher nach, die unzähligen Schreibenden tagein, tagaus handwerkliche Basisorientierung bieten; Kilic persifliert diese Methoden zur Erstellung von Charakterprofilen, des Ausbaus von Dialogen oder des Umgangs mit dem Plot, um nur einige inhaltliche Brennpunkte zu nennen.

Sie sucht Projektionsflächen für ihre Untersuchungen bzw. Versuchsanordnungen aus den vielfältigsten Kontexten anderer Disziplinen, wie z.B. Physik, Historie oder auch Psychotherapie, und spiegelt den Paradigmenwechsel da wie dort.
Sie entwirft eine Kerngeschichte, anhand der sie höchst spielerisch Eigenschaften und Qualitäten der handelnden Personen untersucht.
Miteinbezogen in diese Auseinandersetzung werden auch die Leser/inn/en. Sie dürfen Aufgaben lösen!

Dergestalt ist dieses Buch poetisches Lehr- und Lernbuch und zugleich Experiment.
Das spezifische Gewicht der Hauptperson, um ein Beispiel zu nennen, wird hier wortwörtlich oder augenscheinlich physikalisch untersucht, deren Temperatur oder auch Zusammensetzung.

Besonders spannend ist jener Anriß, der Übertragung und Gegenübertragung als interagierendes Prinzip zwischen Autor/in und Person behandelt.

Das Buch ist zu empfehlen: unterhaltsam, geistreich, köstlich!

Petra Ganglbauer

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