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Wien 2013
Starke atmosphärische Aufladungen schaffen die beiden Hörspiele Johannes Tröndles, die in relativ kurzer Zeit nacheinander erschienen sind. Beiden gemeinsam sind die Themenbereiche Fremdbestimmung und Manipulation manchmal bis hin zur Gewalt, zur Auslöschung.
„Urgroßvater“ ist ein Stück, das einem einmal als Text, dann wieder als Gesang begegnet, – dies bewirkt die Stimmführung des Autors, der den Text gezielt mit Retardierungen, Tönungen und Akzenten liest; überdies kommen sparsam und wirkungsvoll Geräusche und Klänge zum Einsatz, die mit dem Inhalt des Hörspiels interagieren, diesen aber nie überlagern.
Das Echo totalitärer Strukturen und des Machtmissbrauchs findet sich in der familiären Struktur, in Settings und Sequenzen des Alltags; Deutschtümelei färbt die Landschaft, die Tiere, die Gesten der Menschen mit Gewalt und schwappt schließlich – modifiziert und dennoch analog – als massenmedialer Einschnitt auf ganze Terrains über. Dazwischen findet sich der Bub, der das Dräuen, das Lauernde einer reaktionären und brachialen Gefahr nicht wirklich verarbeiten kann und diesem seelisch ausgesetzt ist.
Das auf mehrere Stimmen verteilte Hörspiel „Das Zeitmesser“ reißt in Schnitten, Sequenzen Etappen des Kindseins an und Zeitfenster auf.
Die Familie ist klein und lebt in einem Holzhaus. Tröndle schafft mit einfachen Methoden Kulissen und Settings und erreicht damit, dass die Hörerin, der Hörer sich unmittelbar im Raum des Erzählten findet.
Ganz nahe an das Kind rücken die Phrasen der Einflüsterer, die Ge- und Verbote, die Aufforderungen an das Kind, den Buben, der sich manchmal verloren aber stets rückgebunden an die eigene Phantasie in sich selbst zurückzieht und dergestalt kleine „Abzweigungen“ nimmt. Zwischen Erinnerung, Traum- und Realität sind die einzelnen Abschnitte angelegt; und einmal – das Kind ist krank – scheint es die Zeit verloren zu haben, hat es die Zeit verloren.
Beide Hörspiele sind politisch und setzen dort an, wo das Grauen beginnt.
Empfehlenswert!
Petra Ganglbauer
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