Raimund Bahr: Gansinger kehrt heim

Roman

edition art science
St. Wolfgang 2019

cover_gansingerEine eigenartig melancholische Schwingung liegt über dem vorliegenden Roman.
Eine Atmosphäre, die sich wahrscheinlich aus den inhaltlichen Schwebezuständen in diesem Buch ergibt. Von Anbeginn gelingt es Raimund Bahr, eine unauflösbare Spannung über den Fortgang der Geschichte zu legen. Schon das Cover unterstreicht diese Qualität.

Ein Mann bricht am 1.1.2000 aus seiner Heimatstadt auf. Was dann an „Topografien“ oder Figuren angesprochen wird, bleibt bewusst unscharf.

Wir als Lesende begleiten den Protagonisten, indem wir lesend Zeugen jener Tagebuchaufzeichnungen, Briefe und Geschichten sind, die er hinterlassen hat. Am Ende findet die Hauptperson einen Ort, an dem sie sich ansiedelt, der Mann scheint endlich anzukommen. Davor muss er jedoch seine Vergangenheit bewältigen und seine Kindheitstraumata, soweit möglich, hinter sich lassen.
Am Ende des Romans, der Protagonist ist verschwunden, sucht ihn sein Freund in seiner neuen Heimat und findet nur noch seine Aufzeichnungen, die er schließlich veröffentlicht. Dies wird in einem Vorwort offenkundig.
Nicht nur die zeitlichen Ebenen verschwimmen in diesem Buch, auch die Wirklichkeiten tauschen einander ab.

Ein eigenwilliges Buch, dass einem Briefroman ähnelt und zudem narrative Sequenzen enthält; das auf diese Weise perspektivisch hin- und herschwingt und das Leben des Protagonisten beleuchtet, wiewohl es gezielt Lücken enthält und am Ende geheimnisvoll anmutet:
„Gib acht auf dich, mein Freund. / Und besuche mich. / Bald.“

Petra Ganglbauer

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