Sandra Hubinger: wir gehen

keiper lyrik: 21
Hrsg.: Helwig Brunner

edition keiper
Graz 2019

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Ein Prototyp von Lyrik ist traditionsgemäß das Naturgedicht. Oft spiegelt sich in ihm die Seelenbefindlichkeit eines lyrischen Ichs oder einer verdeckten Sprechinstanz. Hierfür werden dunkle Wolken, der erstarrte See, die peitschenden Wellen oder das aufkommende Gewitter bemüht.

Ganz anders, weil vollkommen auf der Höhe der Zeit, souverän gestaltet und mit genau diesem Prototyp spielend aber eben diesen auch weiterentwickelnd – nein, ihn erfindend und also durchquerend – genau das macht Sandra Hubinger im vorliegenden Band:
Und dieser ist eine Preziose im Reich der zeitgenössischen Lyrik.

Die Autorin legt mit diesem ihrem zweiten Gedichtband eine hohe ästhetische Latte: Sie schafft es, dass Form und Inhalt unausgesetzt interagieren. Wir gehen mit den Gedichten, sie wiederum treiben uns an und voran geht mutig die Autorin und erzeugt eine immense literarische Dynamik:
Die Naturphänomene agieren ebenso wie die Menschen, sie beziehen sich aufeinander, bewegen sich unaufhörlich – und mit der Zeit, mit ihrem Lauf – mischen sich die Auswüchse unseres gesellschaftlichen Handelns ein, eine Unruhe sickert in die zunächst noch trotz aller Bewegung ausgewogene Gedichtlandschaft.

Dicht die Sprache und mit äußerstem Tiefgang tritt ein in der zeitgenössischen Lyrik nicht allzu oft verwendetes kollektives „Wir“ in die vielschichtig und akribisch gelegte lyrische Spur.

Empfehlenswert!

Petra Ganglbauer

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