Roman
Literaturverlag Droschl
Graz-Wien 2000
Im Spannungsfeld von Wissensansammlung und Weltgemisch – dicht, grell, überlaut, einerseits –, und der unwiderruflichen Einsamkeit individueller Existenz andererseits, bewegen sich die Ab-Schnitte in Bettina Balàkas Roman.
Zitate von Frank Wedekind und Werner Schwab werden vorangestellt, sie signalisieren vorerst einmal generell jene Gefühlslage des Buches, die auch noch durch Prolog und Epilog unterstrichen wird:
Das Festgefahrensein von Mensch (und Tier!) im ganz persönlichen Lebenszusammenhang, im Korsett der jeweils eigenen (Persönlichkeits)struktur.
Frau Graziani, die Protagonistin, fertigt Skizzen präparierter Tiere an und schickt sie ihrem Auftraggeber, den sie nie persönlich kennenlernt. Umso eigenartiger muten jene intimen Details an, welche die beiden einander bisweilen zukommen lassen. Es ist überhaupt so, als wäre einigen Personen in diesem Roman das Gefühl für Nähe und Distanz abhanden gekommen.
Alfred, Venezuela, Léa, Klaus etc. machen das persönliche Umfeld Grazianis aus, die – mitunter ungewöhnlichen – Episoden, kleine Höhepunkte ihres jeweiligen Lebens, werden von der Autorin kurzfristig scharfgestellt, um sogleich wieder dem Abtausch aus ebenso regem wie kühlem Brief- und Mail-Geschreibe überantwortet zu werden.
Kommuniziert wird also via E-mails, die sich, wie auch viele der postalischen Verständigungsversuche zu verlaufen scheinen; sie muten ins Leere gedacht/ geschrieben an; verfahren, als ob es keine/n Adressat/in/en gäbe.
Überlegungen zu Tod und Sexualität, fernen Ländern und Kulturen sowie vitale Traumschilderungen bilden eine weitere Ebene dieses Buchs.
Schließlich auch die optisch abgesetzten enzyklopädischen Hinweise.
Mitunter kippt die Sprache, läßt Anleihen vermuten, etwa beim schon zitierten Werner Schwab. Diese gewisse Inhomogenität wird noch verstärkt durch Prolog und Epilog, welche sich ihrerseits durch ihren fragilen, lyrischen Gestus vom übrigen Sprachgeschehen absetzen.
Ein gelungenes Zeitzeugnis ist dieser Roman, angereichert mit so vielem, was das heutige (westliche) Leben zu bieten hat, – er spannt den Bogen vom Archaischen zum Virtuellen, und legt auf diesem Wege die existentielle Isoliertheit jedes einzelnen Geschöpfes frei.
Petra Ganglbauer