Roman
Klever Verlag
Wien, 2023
Das aktuelle Buch von Christa Nebenführ ist tiefschürfend!
Die Autorin fasst mutig und fest hinein: In das Leben von fünf Menschen dreier Generationen. Die Ich-Erzählerin ist eine äußerst wehrhafte Frau mit einem immensen Potential an Kraft und einem analytischen Geist mithin, der imstande ist, die theatralischen, beinahe nicht zu verkraftenden familiären Szenen, in die sie involviert ist, zu reflektieren. Ganz gezielt auch finden sich in diesem Buch Negationen! Als Waffe quasi, als Mittel zur Selbstrettung!
Die Autorin wendet heftige und zugleich metaphorische Begriffe an, wenn es etwa um den Vater in seiner ganzen seelischen Grausamkeit und narzisstischen Verwahrlosung, die Mutter in ihrer gewissermaßen kalkulierten Unbeholfenheit geht. Eine Unbeholfenheit, die sich durchaus Schlupflöcher sucht, welche sich ganz selbstverständlich gegen die eigene Tochter richten. Schließlich zieht sich die Mutter ganz in sich zurück, wird auch bösartig, um irgendwann Suizid zu verüben.
Christa Nebenführ erzeugt einen insistierenden Dauerpegel (einem literarisch geschliffenen Schrei gleich) – in diesem Roman, der keiner ist (so die Autorin), der auch kein Essay, kein Lokalaugenschein…! Sein will. (Und wieder findet sich die Negation als zielführende Methode ein!)
Unter den zeitgenössischen Romanen, die tief in den Eingeweiden familiärer Strukturen und deren Auswüchsen wühlen, ist dieser, in seiner Eigenart als narrative aber auch äußerst variantenreiche Umsetzung von Gefühlsexzessen und Dynamiken, etwas Besonderes. Weil es letztlich die Verzweiflung war und ist, die ihre Stimme erhob und noch immer erhebt – und die schließlich imstande ist, über sich selbst hinauszuwachsen:
„Viele Jahrzehnte hatte ich mich verbissen bemüht, zu ergründen, ob etwas, irgendetwas, irgendeine Art von Widerstand wichtiger sein könne als das eigene Leben.“
Empfehlenswert!
Petra Ganglbauer
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