Petra Ganglbauer: meeresschnee

Zeichnungen von Armin Guerino

herbstpresse
Wien 2001

„Das Anschauliche ist ein zerfetztes, festgelegt, dann aufgeworfen.“, heißt es an einer Stelle in Petra Ganglbauers Gedichtband „meeresschnee“, was sich wie eine Schlüsselpassage zu ihren Texten liest. Im Mittelpunkt steht bei diesen die Welt der Dinge und Begriffe, die in meist kurzen Gedichten beschrieben wird, in eigenwilligen Sequenzen. Keine Wahrnehmung, keine Anordnung ist endgültig, auch die „Vergessenheit ist ein Vorgang des Vorübergehens: die Frequenz der Stille.“
Bestandsaufnahmen, Bewegungen finden statt, Situationen werden umrissen, überraschende Sequenzen verzahnen sich. Sorgsam auf Sprache bedacht, schildert die Autorin eine konzentrische, poetische Welt aus Bildern und Aussagen, in der das schreibende Ich sich bewegt, ohne zu dominieren.
Im Band sind auch zwei Textvertikalen, wie Petra Ganglbauer sie nennt, vertreten: „Schneehimmel“ und der längere Text „Dschungelgedächtnis“. Begriffe, die dem jeweiligen Titel zugeordnet sind, werden auf einer Mittelachse angeordnet, meist nur ein Wort, mitunter eine Gruppe von Wörtern. Jedes davon fügt dem entstehenden Bild ein weiteres Detail hinzu, die Assoziationsketten verdichten sich, das Geflecht, das im Kopf des Lesenden entsteht, ist von großer poetische Eindringlichkeit.
Zeichnungen, Grafiken von Armin Guerino sind dem Band derart beigegeben, dass sie in ihrer Eigenständigkeit korrespondieren, Bild und Text ergänzen sich in sensiblen Verknüpfungen.

Waltraud Seidlhofer

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