Literaturverlag Droschl
Graz-Wien 2006
Sphärisch, wie hinter einer matten Glasscheibe, bewegt sich das Geschehen in diesem Buch; dementsprechend schwebend, fragil und doch von einem entscheidenden Welt- und Daseinsbezug getragen, stellt sich die Sprache dar. Von scheinbarer Leichtigkeit und großer Fragilität ist der Duktus dieses Werks, dessen Inhalt sich jedoch hart am Boden bewegt.
Hart aus äußerster Wachsamkeit und Bewusstheit.
Thomas Stangl, dessen Debut „Der einzige Ort“ auf positives Echo stieß, erzählt in diesem Roman das gemeinsame Leben zweier Frauen (Emilia und Dora, Mutter und Tochter).
Rituell wiederholen sich die Gesten des täglichen Lebens in jener uns im Laufe der Lektüre immer vertrauter werden den Wohnung in Leopoldstadt (in Wien):
Der Morgen Emilias mit Kaffee und Zigaretten etwa, und andere derartig alltägliche Szenen, bilden die stabilen Eckpfeiler inmitten dieser gedanklichen Wanderung, eines Sprachgestus, der filmisch anmutet.
Eine unausgesetzte Gedanken-, Bilder- und Zeitenschmelze ist das, die jenes spezifische Flimmern, Oszillieren, jenes Ineinander- und Gegeneinanderfließen der Dimensionen erzeugt welches bezeichnend ist für diesen Roman.
Sind die profanen Themata auch noch so real geschildert (etwa das körperliche Leiden Doras), gerät man als Leserin/Leser dennoch in Versuchung, noch einmal zurück zu wollen in der Zeit oder nach vorne, um es der Erzählinstanz gleichzutun, die parenthetische Einschlüsse, Ergänzungen, Widerrufungen vornimmt.
Die Erzählinstanz selbst teilt und erlebt den Schwebe- bzw. Flugzustand, in dem sich das ganze Werk befindet.
Ein faszinierendes Buch!
Petra Ganglbauer
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